Was, wenn Adorno nicht Gründervater der Frankfurter Schule war, sondern das Findelkind der Kritischen Theorie? In Wien ist er kapriziöser Kompositionsschüler, in New York ein frustrierter Sozialforscher, in Los Angeles ein unbekannter Privatgelehrter und zurück in der deutschen Provinz dann ein antifaschistischer Aktivist. Das Denken dieses Sonderlings hat das gewisse Etwas – Esprit und Chuzpe, Pathos und Passion, Treue und Konsequenz. Adorno ist Kopf der Leidenschaft und zugleich ein Paradebeispiel dafür, wie das emanzipatorische Begehren von einer Sache der Politik zu einer Frage der Kultur wird. Neben der akademischen Ausnahmeerscheinung sind die anderen Charaktere längst vergessen. Vom Kritikerkreis um Horkheimer bleibt nur der ästhetische Alleinunterhalter und Vorzeigeintellektuelle der Nachkriegszeit in Erinnerung. Adorno markiert das traurige Ende der Kritischen Theorie und zugleich den Beginn einer unerhörten Geheimwissenschaft gegen musikalischen Gehorsam und erotische Versagung.
»Kanonisierung und Klischee sind beide falsch, denn der Herzschlag der Kritischen Theorie lässt sich nicht ins Lehrbuch zwingen, und ihren Geist ekelt es beim Vorurteil. Warum dies so ist und dass es so sein muss, zeigt auf bestechende Weise Iris Dankemeyer in ihrem Buch Die Erotik des Ohrs. […] Es ist ein schönes Buch, das Iris Dankemeyer hier vorgelegt hat. Eine Schönheit, die den Wissenschaftsbetrieb provoziert.« (Martin Mettin, ND)
»Die Autorin eröffnet in ihrer Dissertation, die allerdings spannend wie ein Roman geschrieben ist, eine Perspektive auf das Leben und Wirken Theodor W. Adornos, die sich streng gegen akademische Verkürzungen oder idealisierende Veklärungen richtet. […] Ausgestattet mit anekdotischem Charme und einer beachtlichen Materialfülle erzählt die Autorin aus nächster Nähe von Adorno, wie es bisher selten der Fall war.« (Sara Rukaj / Jonas Vogel, Der Freitag)
»Dankemeyers Buch ist ohne Frage materialgesättigt: neben verschiedensten Schriften und Aufsätzen Adornos treten allerhand zwischen ihm und Horkheimer protokollierte Diskussionen, zahlreiche Briefwechsel und gar einige Archivalien aus dem Theodor W. Adorno-Archiv. Der Grundimpetus, Adornos Arbeiten nicht um die Herstellung sogenannter ‚Anschlußfähigkeit‘ willen der Katalogisierung, Zwangsaktualisierung, ‚Fortschreibung' oder sonstiger Verstümmelung preiszugeben, ist erfrischend. Die an einer idiosynkratischen Diskretion der sogennanten Erotik des Ohrs in den lebensgeschichtlichen Erfahrungen Adornos orientierte Darstellungsweise ist über weite Strecken erquicklich, gerade weil sie Raum für mal kürzeren, mal längere Parenthesen und Seitenblicke lässt.« (Clemes Boehnke, Soziopolis)
»Die Erotik des Ohrs’ ist ein kompromissloser Einspruch gegen die Verwissenschaftlichung der Kritik und eine leidenschaftliche Verteidigung Adornos gegen seine akademische Rezeption.« (Felix Brandner, Nilpferdkönige-Blog)
»Elegant, witzig und pointiert.« (Heike Vasel, Buchladen zur schwankenden Weltkugel)