Für Charles Fourier gab es keine Utopie ohne Musik. Der französische Dramatiker und Saint-Simonist Charles Duveyrier träumte von einer Stadt als Klangkörper, einem im Zentrum gelegenen Soundtempel. Hugo Gernsback ersann eine telematische Oper. Bertold Brecht wollte das Publikum singen lassen, die Futuristen eine neue Geräuschkunst erfinden und John Cage den Klang befreien. Doch was ist heute die Musik der Zukunft?
Die Streamingdienste sorgen dafür, dass der Einzelne immer von Musik umgeben ist, und versuchen, sich auf technischem Wege an das Individuum zu assimilieren. Begonnen hat diese Art des Generierens von Playlisten 1994 mit einem Programm namens »Ringo«: die erste Software, um Musik dem Geschmack des Hörers anzupassen, zu filtern, zu steuern. Das funktionierte zunächst simpel mit Bewertungen, die der Nutzer abgibt. Der Weg bis zur heutigen Nutzung von Spotify, Deezer, Tidal & Co war aber noch weit: Heute sollen Algorithmen sich der körperlichen Aktivität, der Psyche des Hörers anpassen.
»Eines weiß man gewiss nach der Lektüre von Barrys Buch: Wir sind im Zeitalter des Hyper Listening angekommen.« (Jens Uthoff, taz)
»Es geht Robert Barry gar nicht so sehr um die Musik selbst, sondern um das Denken über Musik und wie dieses Denken Musik verändern kann. Er sucht nach musikalischen Utopien, durch die Musik ein zukunftsweisendes Potential entfalten kann, das offenbar verloren gegangen ist. Und um diese futuristischen Qualitäten wiederzufinden, lohnt es sich, in die Vergangenheit zu blicken… Die Musik der Zukunft ist äußerst lesenswert, gut recherchiert und unterhaltsam geschrieben.« (Raphael Smarzoch, Deutschlandfunk)
»Die Geschichte wiederholt sich nicht, sie wird neu geschrieben. Robert Barry zeigt sich als stiller Realist, der die utopischen Visionen der Vergangenheit zusammenfasst und damit auch indirekt die Frage stellt, wie und vor allem wieso dieser ehemalige Drang nach Veränderung, dieses Potenzial der imaginierten Zukunft heute abhandengekommen ist.« (Christoph Benkeser, fixpoetry)
»Seit circa zehn Jahren wird Musik gravierend anders konsumiert, als es noch die schon damals beschleunigte Welt des Walkman versprach. Heute wird Musik vornehmlich von Algorithmen gesteuert. Die Idee des Musikalbums als geschlossenes Werk wird zwar von einem Großteil der heutigen Künstler noch verfolgt, aber die Rezeption des Konsumenten im Skip-Modus sieht oft tatsächlich anders aus. Um sich dieser ominösen Zukunft zu nähern, springt Robert Barry in seinem überaus lesenswerten Buch durch die letzten Jahrhunderte, erklärt, warum die Oper als Kunstform die erste Musik der Zukunft darstellte, zeigt die Zukunftsentwürfe der europäischen Klassik des 19. Jahrhunderts auf, und beweist mit vielen Beispielen, warum Künstler die Musik als utopische Kraft begriffen – zum Beispiel die Stadt als Klangkörper.« (Richard Mariaux, Klenkes)