Im Juni 1976 entführte ein deutsch-palästinensisches Terrorkommando eine Passagiermaschine, die von Tel Aviv nach Paris unterwegs war. Sie wurde nach Entebbe in Uganda umgeleitet. Im Verlauf der Entführung trennten die Geiselnehmer – Mitglieder der Revolutionären Zellen und der Volksfront zur Befreiung Palästinas – jüdische von nichtjüdischen Passagieren. Als Geiseln behielten sie ausschließlich Juden. Damit tauschte das Kommando »sozialrevolutionäre Maßstäbe gegen die der Sippenhaft« ein, wie eine selbstkritische Gruppe der Revolutionären Zellen später schrieb. Zeitgenössische linke Kritik, die über die allgemeine Verurteilung von Flugzeugentführungen hinausging, blieb jedoch aus. Für Empörung sorgte vor allem die israelische Befreiung der Geiseln. In der Entführung nach Entebbe kulminierte einmal mehr die antizionistische Verbalmilitanz, die von der Protestbewegung seit 1967 gepflegt wurde. Zugleich gehört sie zur Vorgeschichte der Begeisterung, mit der ein nicht geringer Teil der globalen Linken auf das antisemitische Massaker vom 7. Oktober 2023 reagierte.