
Der flotte Hut des Offiziers ist aus Biberfell gemacht, das europäische Entdecker von nordamerikanischen Indianern im Austausch gegen Waffen bekamen. Biberpelze wiederum finanzierten die Reisen von Seeleuten, die neue Routen nach China suchten. Dort kauften Europäer – mit Silber, das in Peru gemünzt wurde – in großen Mengen die Porzellanwaren, die so häufig auf niederländischen Gemälden jener Zeit dargestellt sind.
Timothy Brook verfolgt das schnell wachsende Handelsnetz, durch das ein Biberpelz, ein türkischer Teppich oder eine chinesische Schale in einem Wohnzimmer in Delft enden konnten. Die Kais der Niederlande, schrieb ein französischer Besucher, waren damals “ein Inventar des Möglichen “. Vermeers Hut zeigt in sieben exemplarischen Kapiteln, wie reich diese Bestände waren und wie das Bedürfnis, solche exotischen Dinge zu erwerben, die Welt tiefer umgestaltete, als die Rede von Globalisierung heute vermuten lässt. Das Buch bietet einen neuen und überraschenden Blick auf die Gemälde Vermeers und auf das Zeitalter, das sie porträtieren.
»Die Lehre aus diesem überraschenden Buch ist die, dass sich das Brausen der globalisierten Welt von heute trotz aller Regulierungsversuche in den vergangenen Jahrhunderten naturwüchsig durchgesetzt hat. Und ihr Beginn wurde von einem jungen niederländischen Maler festgehalten, mit feinem Pinsel in einem stillen Atelier in Delft.« (DER SPIEGEL 29/2009)
»Brooks Passion ist das Erzählen von Geschichte(n). Deshalb lädt “Vermeers Hut” auch solche Leser ins 17. Jahrhundert ein, die historische Fachliteratur meiden. « (Arno Orzessek, Deutschlandradio Kultur)
»Brook stellt Fragen, die nahe liegend scheinen und doch so fern sind. Benötigen sie doch, um einigermaßen erschöpfend beantwortet zu werden, einen fast universalhistorischen Hintergrund, der das akademische Denken in Sparten und Fakultäten ignoriert. « (Alexander Kluy, Die Welt)
»Freilich hat Timothy Brook hier keine weitere konventionelle Monografie vorgelegt, denn er hat im eigentlichen Sinne kein Buch über Vermeer, sondern ein Buch über Vermeer hinausgeschrieben. Ihm dienen nämlich dessen Gemälde […] bloß als Ausgangspunkte, um sein eigenes großartiges Geschichtspanorama entrollen zu können, ein unerhört anschauliches Panorama des 17. Jahrhunderts, das uns plötzlich, um ein Wort von Benjamin in freier Weise zu verkehren, sehr nah erscheint, so fern es auch sein mag. […] Dieses Buch schafft etwas wirklich Seltenes: Es macht furchtbar klug. Und das auf eine unvergleichlich kurzweilige Art und Weise. Man kann es also populär im besten Sinne nennen.« (Peter Kunitzky, Springerin – Hefte für Gegenwartskunst)
»Veröffentlichungen zur Wirtschaftsgeschichte sind leider meistens so speziell und spröde, dass sie nur von Historikern und Ökonomen mit Erkenntnisgewinn gelesen werden können. Da ist es ein seltener Glücksfall, dass der kanadische Hochschulprofessor, Historiker und Sinologe Timothy Brook nicht nur eine schier unübersehbare Zahl von Daten und Fakten zum Warenaustausch über die Weltmeere zusammenträgt, sondern sie so interessant und spannend aufzubereiten vermag, wie es meines Wissens zuvor noch niemand vermochte.« (Wolfgang Körner, GeoWis OnlineMagazin)
»Auf kongeniale Weise gelingt es Brook, zahllose Anekdoten zu einem Panorama des Jahrhunderts zu verknüpfen.« (Norddeutscher Rundfunk)
»Vermeers Hut ist ein klug und kundig auswählendes Buch, in dem Timothy Brook einzelne Gegenstände aus dem Werk des großen Malers als Zugänge zu dem weiten Kreis des Welthandels und kulturellen Austauschs im 17. Jahrhundert benutzt. Von dem Epizentrum Delft nimmt der Autor seine Leser auf eine Reise mit, die chinesisches Porzellan und kostbare Pelze, globales Klima und Waffen, gestrandete Seeleute und Sklaven, Silberminen und fernöstliche Galeeren umfaßt. Es ist ein Buch voller überraschender Einsichten.« (Jonathan Spence, Autor von Chinas Weg in die Moderne und Die Geschichte der Frau Wang)
»Dank des schweifenden und unersättlich neugierigen Blicks des Historikers Brook weiten sich Vermeers kleine Szenen zu einem breiten Panorama der Weltgeschichte: von Schiffbrüchen und Massakern bis zu globalen Wettermustern und der Geschichte des Tabaks. Das Ergebnis gleicht einer von Vermeers berühmten reflektierenden Perlen, die wie von Zauberhand eine unbekannte Welt enthüllen. Ein unterhaltsameres Buch über die Weltgeschichte – und über Vermeer – läßt sich kaum vorstellen.« (Ross King, Autor von Das Labyrinth der Welt und Michelangelo und die Fresken des Papstes)
»Vermeers Hut verdankt sich einer wunderbaren Idee, die vorzüglich ausgeführt wird (ich wünschte, ich wäre selbst darauf gekommen). In Brooks Darstellung werden Vermeers Gemälde wirklich zu Fenstern in eine faszinierende Vergangenheit, in der sich die Welt durch globalen Handel neu erfand.« (Tom Standage, Autor von Sechs Getränke, die die Welt bewegten)
»Vermeers Hut ist ein glänzend gelungener Versuch, uns Heutigen die Reichweite und Vielseitigkeit des ersten globalen Zeitalters verständlich zu machen. Bisher schienen die Forschungsreisenden, Handelsseeleute und Piraten mit der Welt der rotbäckigen holländischen Mädchen, die nachdenklich lächelnd auf Schalen mit Früchten blicken, nichts zu tun zu haben. Brook dagegen möchte unseren Blick dafür öffnen, daß diese Bereiche, der lokale und der transnationale, eng miteinander verbunden waren, und zwar lange vor der Erfindung des Internets. Brook zeigt, daß mit einem gut durchdachten Entwurf und detailliertem Wissen eine Geschichte der Waren und ihrer globalen Zirkulation nicht bloß etwas Neues bietet, sondern ein Schlüssel zum Verständnis des Ursprungs unserer Gegenwart ist.« (Kathryn Hughes, The Guardian)